Fruchtbare nachbarliche Kommunalpolitik

Fruchtbare nachbarliche Kommunalpolitik

Autor: Tino Runge

Sinnvoller kommunalpolitischer Gedankenaustausch – Anregungen wurden gegeben und Erfahrungen ausgetauscht. Kreisleiter HINTZE besichtigte mit den Landräten der Kreise Belgard und Regenwalde den Kreis Belgard

Aus der Belgarder Zeitung vom 08. Oktober 1940

Im Kreise Belgard ist in den letzten Jahren praktische Aufbaupolitik betrieben worden, die sich äußerlich sichtbar in einer Reihe von bemerkenswerten Bauvorhaben darstellt. Die Bauvorhaben die durch Tatkraft und Zusammenarbeit von Partei und Staat entstanden sind, haben auch weit über die Grenzen des Kreises hinaus Beachtung gefunden. Auch heute sind sie, wie z.b. das erste Unterwasserkraftwerk in Rostin, das Ziel vieler Fachleute und Kommunalpolitiker.

Kreisleiter HINTZE und die Bürgermeister des Kreises Regenwalde in Ballenberg. Bild aus der Zeit vor 1945, Privatsammlung Tino Runge

Auch in vielen Tagen unternahmen auf Beanlassung unseres Kreisleiters HINTZE der zugleich auch der Hoheitsträger des Kreises Regenwalde ist, Kommunalpolitiker aus dem Nachbarkreis Regenwalde eine Besichtigungsfahrt, die vor allem einem kommunalpolitischen Gedankenaustausch diente und zugleich Anregungen vermittelte. Es nahmen teil neben Kreisleiter HINTZE, der Landrat des Kreises Regenwalde Dr. HÜTTENHEIM, sowie Bürgermeister der Städte Labes, Regenwalde, Wangerin und Plathe teil.

 

Vom Kreis Belgard beteiligten sich Landrat Dr. Erich MEHLITZ, Bürodirektor SCHÜNEMANN, außerdem die Baumeister der Kreise Regenwalde und Belgard.

Das erste Ziel der Besichtigungsfahrt bildete das Unterwasserkraftwerk Rostin, dessen Anlage bei den Gästen großes Interesse erweckte. Eine eingehende Schilderung des Werkes sowie der meisten Bauvorhaben erübrigt sich, da sie unsern Lesern durch die verschiedensten Veröffentlichungen bereits bekannt sind.

Von Rostin ging die Fahrt nach Groß Tychow, der größten ländlichen Gemeinde im Kreise Belgard die hier und da schon kleinstädtlichen Charakter aufweist. Hier wurde die Nebenstelle der Kreissparkasse, die einfach und zweckentsprechend sich in dem Rahmen des ländlichen Bildes einfügt, besichtigt und dem in seiner Form schönen und herben Holzbau des Jugendheims ein Besuch abgestattet. Auch die vor einem Jahr neu eingerichtete Freibadanstalt fand Anerkennung.

Was aus einem Gutshaus alles werden kann.

So dass es für die Allgemeinheit erhöhte Bedeutung hat zeigte die mustergültig eingerichtete BDM Haushaltungsschule in Warnin, wo den Fahrtteilnehmern von der Leiterin und den Schülerinnen der Haushaltungsschule zugleich ein praktischer Beweis der guten „Schularbeit“ vorgesetzt werden konnte.

Landrat Dr. MEHLITZ erläutert vor dem Kreisleiter HINTZE und den Gästen aus dem Kreis Regenwalde den Schulbau in Kieckow. Bild aus der Zeit vor 1945, Privatsammlung Tino Runge

Die neue Schule in Kieckow fand besondere Bewunderung und das mit Recht, denn die mustergültige Einrichtung dieser Schule und die edle Linienführung mit dem prachtvollen Giebel legen zugleich Zeugnis von der guten architektonischen Arbeit dieses Baues ab.

Nach einer kurzen Besichtigung der BDM Obergauschule in Ballenberg wo besonders wie in Warnin, die künstlerische Verwendung von Holz innerhalb der einzelnen Räume, (Architekt ALTENBURG aus Schivelbein) Beachtung fand wurde der neuen Turnhalle ein Besuch abgestattet.

Einer Turnhalle die mit ihren großartig zweckentsprechenden Räumen kaum ihresgleichen in einer anderen ländlichen Gemeinde finden dürfte.

Vier Neubauten in einem Dorf.

Großrambin wartete sodann gleich mit vier ausgezeichneten Neubauten auf. Dem Jugendheim, das wie in Groß Tychow ganz aus Holz besteht, der schön eingerichteten Nebenstelle der Kreissparkasse, der Schule, die noch vom Berge aus die Vorüberfahrenden an der Haupteisenbahnstrecke grüßt und dem neuen Schwimmbad, das den Vorzug besitzt, in unmittelbarer Nähe des Dorfes zu sein.

Im schönsten Park Ostdeutschlands.

Der nächste Ort der Kreisbesichtigung war Bad Polzin. Es wurde die neue Anlage des Sportplatzes an der Bärwalder Chaussee in Augenschein genommen, die nach ihrer Fertigstellung einem langgehegten Wunsch der Polziner entsprechen wird und schon jetzt erkennen lässt, wie der fertige Sportplatz aussehen wird. Großes Interesse fand das neue Siedlungsgelände, das im Rahmen eines großzügigen Siedlungsplanes gesunde Eigenheime geben wird. Ein Gang durch den Kurpark zeigte, dass diese schönste Parkanlage Ostdeutschlands auch im Herbst, wenn nicht mehr die Pracht der Blumen den Besucher besticht, durch seine abwechslungsreichen Landschaftsbilder die Schönheit seiner Baumgruppe und dem Reichtum eines Immergrün, einen großen Reiz ausübt.

Kreisleiter HINTZE über den Zweck der Besichtigung.

Die Rast in Bad Polzin benutze Kreisleiter HINTZE dazu, um den Landrat Dr. MEHLITZ zu danken dass er diese Besichtigungsfahrt ermöglicht und vorbereitet habe.

Der Kreis Belgard, so führte er aus, ist groß und wir haben bisher auf unserer Fahrt schon vieles gesehen was uns Bemerkens-und Wissenswert war. Es muss aber das Eine betont werden, dass der Zweck der Besichtigung nicht der ist, den Belgarder Kreis mit seinen Arbeitsprogrammen besonders herauszuheben, gegenüber dem kleineren Regenwalder Kreis und dadurch vielleicht ein gewisses Neidgefühl zu erwecken. Vielmehr soll den Bürgermeistern aus dem Regenwalder Kreis einmal gezeigt werden, welche Arbeitsvorhaben in anderen Kreisen vorliegen. Dadurch werden neue Anregungen gegeben und es wird die Möglichkeit geschaffen, Vergleiche anzustellen. Vergleiche, die sich wiederum befruchtend auf eigene Projekte auswirken können.

Es ist im Laufe der Fahrt schon zu einem lebhaften Gedankenaustausch über einzelne Fragen gekommen und es ist in Bad Polzin so vieles Neues zu besichtigen, auch wird im weiteren Verlaufe der Fahrt Neues zu sehen sein, dass diese Kreisbesichtigung reiche Früchte für alle Teilnehmer ergeben wird. Bürgermeister GUTZ dankte danach dem Kreisleiter, sowie dem Landrat und allen Übrigen für den Besuch in Bad Polzin.

Nach einem Blick auf das reizvolle Stadtbild von Bad Polzin, erfolgte die Weiterfahrt nach Schivelbein.

Besichtigung Schivelbeiner Einrichtungen….

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister DÜHREN, wurde als erste bedeutende Einrichtung der Stadt Schivelbein die Turnhalle besichtigt. Die ganz hervorragend ausgestattete Sportstätte sowie die Nebenräume mit den Waschanlagen und allen sonstigen Einrichtungen, fand bei allen eine ungeteilte Anerkennung. Landrat Dr. MEHLITZ bezeichnete die Turnhalle als die Beste des Kreises Belgard. Anschließend wurde sodann der neue Motorlöschzug, über dessen Übergabe und Arbeitsweise wir aus den verschiedensten Anlässen bereits berichteten, in Augenschein genommen. Vom Vater der Schivelbeiner Freiwilligen Feuerwehr, Oberbrandmeister DUMMER, wurde das neue Löschgerät, das den Anschluss von sechs Schlauchleitungen ermöglicht, praktisch vorgeführt.

…..und der Anlagen am Buchholzsee.

Nach einem kurzen Abstecher nach Wussow, wo das Gemeinschaftshaus besichtigt wurde, suchten die Fahrtteilnehmer sodann den Buchholzsee auf, um das im Laufe von knapp eineinhalb Jahren dort draußen Entstandene eingehend zu besichtigen.

Im Inneren des Dorfgemeinschaftshaus in Wussow. Bild aus der Zeit vor 1945, Privatsammlung Tino Runge

Neben der Badeanlage selbst und dem vollkommen neu gestalteten Ufergelände, war es in erster Linie das neue Gaststättengebäude, das die Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Rundgang durch die Räume zeigte, dass hier trotz des Krieges eine Stätte geschaffen wurde, die sich als ein beliebtes Ausflugsziel zu erweisen verspricht.

So hat auch die Besichtigung der Schivelbeiner Einrichtungen die Fahrtteilnehmer erkennen lassen, dass mit der genügenden Tatkraft auch in kleineren Städten etwas Bedeutendes geschaffen werden kann.

Der Zweck der Fahrt, die ja in erster Linie gegenseitige Anregung geben sollte, ist, wie auch der Landrat des Kreises Regenwalde Dr. HÜTTENHEIN bemerkte, aufs Beste erreicht worden.